Richtlinie / Themenfeld: Förderung sozialer Innovationen

Handlungsfeld: Modellprojekt

Region: Landkreis Potsdam-Mittelmark

Projektzeitraum: 01.06.2020 - 31.05.2022

Ausgangssituation / Problembeschreibung:

Die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsprozesse im Land Brandenburg verlaufen nicht homogen. Während sich insbesondere der Speckgürtel um Berlin wirtschaftlich positiv entwickelt, stagnieren die wirtschaftlichen Anpassungsprozesse in den periphereren Räumen. Hier fehlt es an unternehmerischen Strukturen und zunehmend an qualifizierten Arbeitskräften. Auch wenn man insgesamt resümieren kann, dass die Nettoabwanderung aus dem Osten in die alten Bundesländer gestoppt ist, gehen die Einwohnerzahlen aufgrund schwacher Geburtenraten weiterhin zurück. Darüber hinaus verliert der ländliche Raum seit etwa 20 Jahren anhaltend Einwohnerinnen und Einwohner, insbesondere durch Abwanderung jüngerer Menschen in die Metropolregionen. Die dadurch hervorgerufene zunehmende Überalterung der Gesellschaft bedeutet für Unternehmerinnen und Unternehmer, dass Fachkräfte im erwerbsfähigen Alter immer knapper werden. Zudem wirkt sich der Rückgang der Bevölkerung auch negativ auf die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen aus.

Das führt dazu, dass in circa 30 Prozent aller Brandenburger Gemeinden eine umfassende Grundversorgung und in circa 15 Prozent der ländlichen Gemeinden die Nahversorgung fehlt. Hervorzuheben sind die sinkende Abdeckung durch den ÖPNV, der medizinischen Versorgung sowie von Kindergärten und Schulen. Für Menschen im ländlichen Raum bedeutet dies, dass sie nicht nur lange Wege zur Arbeit, sondern auch große Strecken zur Sicherung ihrer Versorgung in Anspruch nehmen müssen und dadurch Zeit verlieren für ein erfülltes Familienleben, für die Inanspruchnahme von Freizeitangeboten aber auch für Formen des freiwilligen Engagements.

Insgesamt führen diese strukturellen Veränderungen in den sozialen, ökonomischen und infrastrukturellen Beziehungssystemen zu einer strukturellen Benachteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner in ländlichen Räumen. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung und nach vielfältigen Versuchen und einem großen Einsatz an Fördermitteln lässt sich konstatieren, dass es keine generelle und übergreifende Lösung gibt, die zu einer Verbesserung der Lebenssituation in ländlichen Regionen führt.

Zieldarstellung: 

Mit dem Kompetenzzentrum wollten wir dazu beitragen, dass Social Startups, Sozialunternehmen und weitere lokale Akteurinnen und Akteure bei der Entwicklung und Verbreitung von sozialunternehmerischen und zivilgesellschaftlichen Initiativen unterstützt und begleitet werden. Damit wollten wir einen Beitrag zur Vitalisierung ländlicher Räume, zur Beschäftigungsförderung und Armutsbekämpfung leisten. Weitere

Weitere Ziele waren:

  • die wirtschaftliche Stabilisierung von bestehenden Sozialunternehmen, die Etablierung neuer Sozialunternehmen in ländlichen Regionen,
  • die Stärkung von Gründungsaktivitäten insbesondere von Social Startups,
  • die Stärkung von Dorfgemeinschaften und
  • die Etablierung von Best-Practice-Projekten.

Umsetzung / Aktivität / Lösungsansatz: 

Wir entwickelten und unterstützten soziale Innovationen, die zur wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Belebung lokaler Gemeinschaften in ländlichen Regionen Brandenburgs beitragen. Dabei ließen wir die Visionen der Menschen vor Ort lebendig werden und waren sowohl bei der Gründung und Verstetigung von Sozialunternehmen, als auch beim Aufbau von Dorfentwicklungsprojekten als kompetenter Partner mit jahrzehntelanger Erfahrung ansprechbar. Der Fokus lag auf der Entwicklung einer Informationsplattform, einer Online-Lernumgebung sowie einer Methodenbox für Dorfentwicklerinnen und Dorfentwickler und der Intensivierung der
Beziehungen zu Akteuren im Land Brandenburg. Anschließend fanden konkrete Trainings-, Beratungs- und Netzwerkangebote statt und wir haben einen Best Practice-Transfer, von Sozialunternehmen die nach Brandenburg skalieren wollen, angeschoben. Neben zahlreichen Einzelberatungen konnten wir in Intensivförderprogrammen in sozialunternehmerischen Themenbereichen unterstützen.

Ergebnisse / Erfolge: 

Insgesamt haben wir im Projektzeitraum 51 Trainings und Workshops für Sozialunternehmen angeboten, teilweise in offenen, teilweise in geschlossenen Formaten. Die Trainings- und Beratungsangebote fanden zu sozialunternehmerisch relevanten Themenfeldern im Rahmen von mehrwöchigen Intensivförderprogrammen, Coaching Themenwochen und Präsenzveranstaltungen statt. Insgesamt nahmen 287 Personen an den Workshops teil.

Aufgrund der Corona Pandemie mussten die anvisierten Vor-Ort-Workshops mehrfach verschoben und schließlich abgesagt werden. Stattdessen wurde die Methodenbox in einer Workshoprunde digital vorgestellt. In diesen äußerte sich der Austauschbedarf von Engagierten in unterschiedlichen Landesteilen, woraufhin in 5 weiteren digitalen Workshoprunden (insgesamt 6 von 6 Workshoprunden mit 19 Einzel-Terminen) Teilnehmende aus unterschiedlichen Initiativen in Brandenburg zusammenkamen, um sich über Potenziale und Herausforderungen ihrer Projekte auszutauschen. Über den gesamten Projektverlauf hinweg begleiteten wir 9 Dorfentwicklungsprojekte in ihrem Engagement zur Vitalisierung lokaler Gemeinschaften. In dieser Begleitung zeigte sich ein klarer Unterstützungsbedarf dörflich engagierter Vereine im Bereich der Professionalisierung ehrenamtlich organisierten Strukturen hin zu hauptamtlichen Vertretungen und somit zur Schaffung von Arbeitsplätzen vor Ort. Diesem begegneten wir mit dem speziell für diese Zielgruppe entwickelten Intensivprogramm "VEREIN(t)”. In diesem Rahmen konnten wir 6 Workshops für die teilnehmenden Vereine anbieten. Einen weiteren Workshop mit Dorfentwicklerinnen und Dorfentwicklern organisierten wir analog auf dem Überland-Festival der Akteure am 11. September 2021.

Der Großteil der Beratungen musste digital stattfinden, daher haben wir die Beratungsleistungen in mehrwöchige bis mehrmonatige Intensivprogramme (56 Beratungskundinnen und Beratungskunden) und bedarfsorientierte Einzelcoachings (71 Beratungskundinnen und Beratungskunden) eingeteilt.

Insgesamt 10 Netzwerkveranstaltungen konnten wir durch das digitale Format der „Landgespräche“ anbieten, das von November 20 bis September 21 monatlich (bis auf eine Sommerpause im August 21) mit Innovatorinnen und Innovatoren aus Brandenburg und überregionalen Expertinnen und Experten für soziale Innovationen in ländlichen Räumen stattfand. Insgesamt nahmen 257 Personen teil. Das erfolgreiche Format wird im Folgenden mit deutschlandweiten Expertinnen und Experten im Rahmen des „Kompetenzzentrums für soziale Innovation Deutschland“ unter dem Namen „Kunz & Kompliz:innen“ fortgesetzt. Als weitere Netzwerkveranstaltung ist die digitale Eröffnung des Kompetenzzentrum am 13. Januar 21 mit 162 Teilnehmenden zu nennen. Weiterhin wurden alle Intensivprogramme mit Eröffnungs- und Abschlussveranstaltungen flankiert, von denen der Abschluss des ersten Intensivprogramms im September 21 als analoger Austausch stattfinden konnte. Die Projektabschlussveranstaltung am 13. Mai 2022 konnte mit 50 Personen (davon 36 Externe) analog im Social Impact Lab Beelitz begangen werden.

Bzgl. der Verbreitungsangebote für Best-Practice zur Ansiedlung erfolgreich in anderen ländlichen Regionen agierender Sozialunternehmen zur Qualitätssteigerung insbesondere sozialer Sicherungssysteme in Dörfern, wurden Gespräche mit 37 Sozialunternehmen und sozialen Initiativen geführt. Von diesen meldeten 31 Interesse an einer Skalierung nach Brandenburg an.

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EU_Sozialfonds
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Land Brandenburg - Ministerium für Wirtschaft

Dieses Projekt wird durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Brandenburg gefördert.